Wie Faxi das Leben seines jungen Herrn rettet und dadurch die Frage aufgeworfen wird: Gibt es Seelenverwandtschaft zwischen Mensch und Tier?
In Botn ahnte niemand etwas von den dramatischen Ereignissen in den Bergen. Der Sturm war hinter dem letzten Bergkamm hängen geblieben und das Wetter war freundlich wie in den vergangenen Tagen. Alles freute sich auf Weihnachten, die Zeit war erfüllt von den letzten Vorbereitungen für ein schönes Fest.
Nur Faxi machte allen ganz plötzlich Sorgen. In den ersten Tagen hatte er sich, ganz anders als sonst, in Benedikts Abwesenheit gefügt. Er fraß und ließ sich von Sigríður streicheln und pflegen. Wenn die anderen dies erstaunt beobachteten, teilte sie ihnen lächelnd mit: „Benedikt hat es ihm erklärt“, und nicht ohne Stolz fügte sie hinzu: „Ihr wisst doch, er kann mit den Tieren sprechen.“
Deshalb war es umso merkwürdiger, dass das Verhalten des Hengstes sich plötzlich veränderte. Von einem Tag zum anderen verweigerte er das Futter und lief aufgeregt in der Box auf und ab, bis er nassgeschwitzt und zitternd in einer Ecke stehen blieb, dabei wieherte er in einem fort.
Seine Augen waren geweitet wie von einem unsichtbaren Schrecken. Nichts konnte ihn beruhigen, niemand durfte sich ihm nähern. Er schien von einer Panik erfasst, die sich ständig steigerte, bis sie sich schließlich auf Sigríður übertrug.
Diese hielt es schließlich nicht mehr aus und vertraute ihre geheimen Ängste ihrem Mann an:
„Faxi ist wie verwandelt und es gibt keinen Grund dafür, aber wir wissen, wie eng er mit Benedikt verbunden ist. Ich weiß, die Leute werden denken, ich sei verrückt und vielleicht denkst du das auch.
Aber das ist mir gleich: Ich frage mich, ob Faxi vielleicht spürt, dass unser Junge in Gefahr ist und Hilfe braucht – und du weißt: Wenn es tatsächlich so ist, zählt jede Minute in der eisigen Kälte der Berge. Bitte lass uns einen Suchtrupp zusammenstellen! Lass uns keine Zeit verlieren und uns sofort auf den Weg machen.“
Was für ein Segen, dass sie nicht gezögert hatten! Sie trafen den alten Benedikt auf halber Strecke und der führte sie ohne Umwege zu dem Jungen. Dieser hatte sich bereits in sein Schicksal gefügt und die Augen geschlossen, doch noch war Leben in ihm.
Sie schüttelten ihn wach, flößten ihm heißen Kaffee und Brühe zur Stärkung ein, wickelten ihn in warme Felldecken und trugen ihn zurück ins Tal.
Alle waren sehr erleichtert, als er sich schnell erholte und sobald er aufstehen konnte, trieb es ihn in den Stall. Dort schloss er seinen Faxi in die Arme, der sich seit seiner Rettung beruhigt und geduldig auf ihn gewartet hatte.
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Dieser Heilige Abend war ein ganz besonderer, das spürten alle in Botn. Der alte Benedikt verbrachte ihn im Kreise der Familie seines jungen Freundes.
War das Fest an diesem Ort bisher immer laut und fröhlich gewesen, war es in diesem Jahr eher still. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, doch eines verband alle: Jeder war erfüllt von großer Dankbarkeit und dem Wunder, dass sich in dieser Weihnacht zugetragen hatte.
Schaut María bei der Arbeit über die Schulter!