Wie anpassungs- und lernfähig Pferde sind und wie schnell sie sich an neue Situationen gewöhnen, fast als würden sie „mitdenken“, zeigt folgende Geschichte, die wir neulich von einem Leser aus Island zugeschickt bekommen haben.
Ich liebe Pferde und besitze selber sechs gute Reitpferde. Es sind keine Turnierpferde. Da ich voll berufstätig bin und nur in meiner Freizeit Zeit zum Reiten finde, ist der Pferdesport auch nichts für mich. Aber es gibt mir unheimlich viel, mich nach der Arbeit mit meinen Pferden zu beschäftigen und in den Sommermonaten zur Entspannung lange Ausritte zu machen.
Ich möchte euch nun eine kleine Geschichte über eine meiner Stuten erzählen. Sie wird einfach „nur“ Stjarna genannt und stammt von Miðkot auf Island. Ihr Vater Piltur frá Sperðli hat den ersten Preis für Nachzucht erhalten. Ihre Mutter hieß Maístjarna frá Hvítanesi.
Ich habe Stjarna bekommen, als sie 7 Jahre alt war. Sie war mein erstes Pferd. Ich hatte damals kaum Erfahrung mit Pferden und auch erst kurz zuvor mit dem Reiten begonnen. Daher war ich anfangs sehr unsicher, ob sie überhaupt das richtige Pferd für mich ist, denn sie war sehr temperamentvoll und konnte nie still stehen. Eine Sache ist mir jedoch sofort aufgefallen: Stjarna war sehr intelligent. Manchmal habe ich sogar gedacht, dass sie die Intelligenz eines Menschen besitzt.
Trotz ihres Temperaments haben wir schnell zusammengefunden. Sie war gut ausgebildet und ein tolles Reitpferd. Ich habe in dieser Zeit sehr viel von ihr gelernt und ihr viel zu verdanken.
Sie ist Fünfgängerin, man kann sie also auch im Rennpass reiten. Ich habe schnell Pass reiten gelernt, weil Stjarna sich sehr leicht legen lässt. Wenn ich mit ihr im 5. Gang durch die Landschaft „fliege“, bekomme ich solche Glücksgefühle, dass ich die ganze Strecke über eine Gänsehäut habe. Es ist unbezahlbar, solche Momente mit Pferden erleben zu dürfen!
Den Tag, an dem Stjarna zu mir kam, werde ich nie vergessen. Ich habe sie sofort aufgestallt und am nächsten Tag einen kleinen Ausritt mit ihr gemacht. Alles lief super und wir sind beide glücklich und zufrieden zurückgekommen.
Ich hielt sie vor der Stalltür an, stieg ab und führte sie in den Stall. Am nächsten Tag machte ich genau dasselbe; Ausritt, anhalten vor der Stalltür, absteigen und in den Stall führen.
Genau so habe ich es auch am dritten Tag gemacht, oder besser gesagt, genau so wollte ich es machen. Wie an den beiden Tagen zuvor habe ich sie nach dem Ausritt an der Stalltür angehalten. Doch dann kam es zu meinem größten Erstaunen anders: Noch bevor ich absteigen konnte, hat Stjarna in die Türklinke gebissen und mit dem Kopf die Tür aufgeschoben!
Es hat mich sehr beeindruckt Zeuge davon zu sein, wie ein Tier selbständig und ohne Aufforderung eine Aufgabe löst, nachdem es diese nur zweimal zuvor gesehen hat.
Elvar Reykjalín
aus dem Isländischem übersetzt