Die Suche nach einem schönen Pferd ist nicht selten mit menschlichen Begegnungen verbunden, die man sein Leben lang nicht vergisst.
Kristín erinnert sich:
Heidi und ich haben so manches Landsmót gemeinsam besucht, aber nicht nur das. Auf der Suche nach einem Pferd für die heimische Zucht oder für Freunde in Deutschland brauchte sie ja auch einen Dolmetscher.
In diesem Job hatte ich mich bereits auf dem Turnierplatz bewährt und als sie mich fragte, ob ich ihr auch beim Übersetzen beim Pferdekauf behilflich sein würde, habe ich gleich zugestimmt.
So kam es, dass wir manchmal quer durchs Land auf zum Teil recht abgelegene Höfe gefahren sind. Auf den Touren stand natürlich immer das Pferd im Mittelpunkt, aber eigentlich war es viel mehr als das:
Ich weiß noch, wie glücklich ich jedes Mal war, dir ein bisschen etwas von meinem Land zeigen zu können. Ich fand es einfach toll mit jemandem unterwegs zu sein, der genauso fasziniert von der Landschaft, den Pferden, der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft meiner Landsleute war wie ich. Und wir haben immer so viel gelacht!
Das kann Heidi nur bestätigen. „Weißt du noch, wie wir in den Norden gefahren sind, als ich auf dem Landsmót nichts Passendes gefunden hatte?
Ich wollte damals auf keinen Fall ohne Pferd zurück nach Deutschland fliegen, weil ich ja dieses Mal nicht für mich, sondern für Freunde auf der Suche war, die ich nicht enttäuschen wollte.“ Aber dir fiel ja zum Glück immer etwas ein!
Du hattest da von einem Freund einen Geheimtipp bekommen: Ein Bauer auf irgendeinem abgelegenen Gehöft wollte aus Altersgründen seinen Bestand verkleinern und angeblich sollten gute Pferde dabei sein – gar nicht so teuer.
Und ob ich mich erinnere, denn von dieser Reise wären wir ja beinahe erfolglos zurückgekehrt! Nachdem wir den Hof nach langer Fahrt und einigem Suchen endlich gefunden hatten, sprang uns zunächst die große Herde mit Pferden unterschiedlichen Alters und in allen Farben ins Auge:
Schöne Tiere, wenn man da nichts finden sollte, müsste es mit dem Teufel zugehen! Und allein der alte Bauer, der uns entgegenkam, schien die Reise wert zu sein.
Mit seinem wettergegerbten Gesicht und gekleidet, als wäre er einer Islandsaga entsprungen, kam er uns entgegen. Er lächelte uns freundlich an und entblößte dabei seinen zahnlosen Mund.
Ich weiß noch, wie sofort ein Wortschwall auf uns niederprasselte und was für ein komisches Gesicht du dabei gemacht hast, schmunzelt Heidi.
Ich wusste natürlich nicht genau, was los war, aber du hast so ein komisches Gesicht gemacht und es mir dann auch schnell erklärt:
Nicht nur ich, nein auch du als Muttersprachlerin hattest kein Wort verstanden von dem Kauderwelsch des zahnlosen Alten! Tja, nun war guter Rat teuer, aber natürlich gab es auch hier wieder eine Lösung, schließlich waren wir inzwischen ein eingespieltes Team.
„Ich war sehr erleichtert, als du wie durch ein Wunder diesen jungen Mann aus der Nachbarschaft herbeigezaubert hast, der den Alten nicht nur kannte, sondern ihn auch verstehen konnte.
Er hat dann erst für dich „übersetzt“ und dann konntest du mir alles auf Deutsch erklären, erinnert sich Heidi. Ohne seine Hilfe hätte ich mich nicht für den hübschen Braunschecken entscheiden können.
“ So war auch dieser Pferdekauf mit Hindernissen letztendlich erfolgreich und noch dazu ein lustiges Erlebnis, an dass wir uns beide gerne erinnern.